Natürlich werde ich immer wieder gefragt, was so ein Schwein denn kostet. Nun ist es ja so, dass ein Schwein aus vielen verschiedenen Teilstücken besteht und die Stücke unterschiedliche Preise haben. Somit kann man nicht einfach sagen: Gewicht x Kilopreis = Gesamtpreis, sondern muss im Grunde genommen für jedes Teilstück den Preis nehmen und mit dem Gewicht multiplizieren.
Welche Teilstücke das im einzelnen sind, hängt auch wieder von der Zerlegung ab. So gibt es ja in verschiedenen Ländern auch verschiedene Cuts, so dass auch eine solche Auflistung nicht immer repräsentativ ist. Schließlich gibt es dann auch noch die sogenannte „Ausschlachtung“, also das Gewicht an verwertbarem Fleisch, das nach der Schlachtung übrig bleibt. Das sind ca. 80%, wobei es natürlich auch hier wieder erhebliche Unterschiede gibt (mit Kopf, ohne Kopf, Innereien, und vieles mehr).
Heiko Brath hat mir mal ein Beispiel geschickt, er hat ein halbes Schwein (ohne Kopf) zerlegt und die Gewichtsanteile notiert:
[vtftable cols=“{0}0-2:d9d9d9;{/}“]
{f1}Teilstück;;;{f1}Gewicht [kg];;;{f1}Anteil [%];nn;
Bauch;;;2,2;;;5,4;nn;
Rücken;;;4,9;;;12,1;nn;
Filet;;;0,4;;;1,0;nn;
Unterschale;;;2,2;;;5,4;nn;
Oberschale;;;1,6;;;3,9;nn;
Backe;;;1,6;;;3,9;nn;
Brustspitze;;;0,6;;;1,5;nn;
Schulter;;;2,5;;;6,2;nn;
Nuss;;;1,3;;;3,1;nn;
Hals;;;3,0;;;7,4;nn;
Rest;;;20,3;;;50,0;nn;
{f1}Gesamt;;;{f1}40,6;;;{f1}100;nn;
[/vtftable]
Somit ist auch klar, dass nicht nur die Ausschlachtung einen Verlust ergibt, sondern auch das Zerlegen selbst. Es sind also (in diesem Beispiel) gerade mal 50% an Fleischstücken, die sich für die Verkaufstheke eignen, der Rest sind Knochen, Wurstfleisch, Speck, Schwarte, etc.
Das sind alles Faktoren, die beim Preis berücksichtigt werden müssen. Der wichtigste Faktor bei den Kosten sind jedoch alles in allem die Haltung, die Aufzucht, die Fütterung, das Schlachtalter und vieles mehr. Die Massentierhaltung zielt logischerweise darauf ab, die Kosten um jeden Preis zu optimieren. Sei es durch das Futter, Reduzierung des Schlachtalters bei gleichzeitig höherem Gewicht durch Wachstumshormone, Erhöhung der Zahl der Ferkel je Wurf, die Reduzierung der Haltungsfläche und vieles mehr. Letzten Endes führt das dann zu einem Kilopreis, der niedriger ist als man für Hundefutter bezahlen muss. Nein danke.
Auf dem Hofgut Silva errechnen sich die Kosten hauptsächlich durch
- Zufütterung von durchschnittlich ca. 1,5 kg Futter pro Tag
- Arbeitszeit für die Fütterung und Pflege der Tiere
- Arbeitszeit für die Instandhaltung (z. B. Zäune, Hütten, usw.)
- Gebühr für die Schlachtung und Grobzerlegung
Auf all dieser Basis wird das Fleisch (gemittelt über alle Teilstücke) für einen Durchschnittspreis von 25 EUR/kg verkauft. Für eine Schweinepatenschaft wie ich sie mit dem Hofgut Silva vereinbart habe, werden ca. 135 EUR/Monat benötigt, so dass am Ende für den Hof auch noch ein Gewinn hängenbleibt.
Durch die Nose-to-tail-Philosophie möchte ich natürlich so viel Gewichtsanteile wie möglich in Essen umsetzen, also so wenig nicht verwertbare Anteile wie möglich übrig haben. Ich werde das dann auf jeden Fall alles genau abwiegen und dokumentieren.