Am Montagmorgen war es schließlich so weit: es war Schlachttag. Wir – und vor allem Miss Ellie – mussten den Gang zum Schlachthaus antreten. Als wir früh um 6 Uhr zum Wagen kamen, haben die beiden tatsächlich noch geschlafen, so dass wir nur schnell die Klappe des Wagesn schließen und den Wagen an das Auto hängen mussten. Die Vorbereitungen waren also einfach. Die Fahrt zum Schlachthof ins 5 Kilometer entfernte Oberkirch war auch unproblematisch und als wir ankamen, waren alle vor uns bereits so gut wie fertig, so dass auch die Wartezeit gerade mal 5 Minuten waren.
Zuerst kam das Tamworth dran und als Miss Ellie schließlich zur Tür reinkommen musste (was sie nicht so recht wollte), ging es dann aber doch alles schnell. Sie ist zunächst noch hin- und hergelaufen und ist so dem Schlachter und dem Wasserschlauch ausgewichen, aber nach kurzer Zeit hat es so ausgesehen, als würde sie sich denken: „OK, wenn es jetzt sein muss, dann ist es eben so.“ und ist einfach ruhig stehen geblieben. Die Betäubung mit der Elektrozange saß genau richtig, so dass sie sofort umgefallen ist. Der Stich war auch schnell ausgeführt und Thorsten hat das Blut im Eimer aufgefangen. Der Eimer war dann schnell voll und ich habe ihn abgelöst. Ich weiß nicht, ob ich es mit diesen Worten richtig ausdrücke: Es war ein unglaublicher Moment meine Hand auf ihrer Schulter zu haben, ein paar leise Worte zu ihr zu sprechen und dadurch seltsamerweise trotz des Lärms um uns herum einen kurzen Augenblick der Ruhe zu erleben. Als der Blutstrom fast versiegt war, hat sie noch einmal einen ganz tiefen Atemzug genommen und im wahrsten Sinne des Wortes ihr Leben mit einem letzten Schwall ausgehaucht. Ich glaube nun zu wissen, woher diese Redewendung kommt.
Das Rühren vom Blut bis zur Ausfällung des Fibrins dauert nur wenige Minuten und damit ist dieser Teil erledigt. Das Blut kann so bis zur weiteren Verarbeitung aufbewahrt werden. Das Schwein kommt als nächstes in den großen Brühkessel und von dort nach einigen Minuten in eine Trommelmaschine, in der die Haare entfernt werden. Wenn dann der Körper aus der Trommel kommt, die restlichen Haare mit Messerklingen, der Glocke und einem Brenner entfernt wurden, sehen alle Tiere (abgesehen von der Schnauze, die unterschiedlich geformt ist) ziemlich gleich aus und in diesem Moment ist eine Art Wandel vom Tier (in Miss Ellies Fall sogar mit einem Namen) zum Fleischprodukt fast schon vollzogen.
Im nächsten Schritt wird die Bauchseite geöffnet und das Geschlinge (Därme, Magen, usw.) sowie die Innereinen entnommen. Die Därme habe ich in einen anderen Raum gebracht, die Innereien werden an Haken zur Fleischbeschau durch die Veterinärin aufgehängt. Durch eine Nummer werden die Schlachtkörper eindeutig identifiziert, Miss Ellie bekam die 26. Dazu wird es einen eigenen Artikel und Video geben.
Ich wollte ja in jedem Fall alle Teile mitnehmen und so habe ich die gesamten Därme gereinigt, was eine ziemliche Arbeit ist und vor allem auch ein gewisses Geschick erfordert, was man sich sicherlich erst durch viel Erfahrung aneignet. Ein paar Erfolgserlebnisse hatte ich jedoch, das war gut.
Der Schlachtkörper wird halbiert und da wir den Kopf zur Verarbeitung gleich mitnehmen wollten, wurde dieser auch gleich abgesetzt. Das Flomen (Nierenfett) wird entfernt und damit ist die eigentliche Schlachtung abgeschlossen. Die Schweinehälften kommen über Nacht ins Kühlhaus und am nächsten Tag geht es dann in die Zerlegung.